Die moderne Intensivmedizin beinhaltet eine besonders umfangreiche Überwachung und Behandlung schwerstkranker Patient*innen.
Gründe für eine intensivmedizinische Behandlung können
Die Behandlung dieser kritisch kranken Patient*innen geht mit einem hohen technisch-apparativen und personellen Aufwand einher, welcher nur auf einer speziellen Intensivstation mit den entsprechenden baulichen und personellen Voraussetzungen gewährleistet werden kann.
Die Intensivstation des Marien-Hospitals in Marl wird interdisziplinär geführt. Hierbei obliegt die Betreuung der operativen Patient*innen der Klinik für Anästhesie, Operativen Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie.
Die Internistische Intensivmedizin steht unter Leitung der Klinik für Innere Medizin, Schwerpunkt Kardiologie und Internistische Intensivmedizin (Chefarzt Prof. Dr. med. Martin Spiecker). Leitender Arzt ist Dr. med. Ulrich Böck (Facharzt für Innere Medizin Kardiologie, Internistische Intensivmedizin, Zusatzqualifikation Kardiovaskuläre Intensiv- und Notfallmedizin der DGK), Stellvertretende Leiterin ist Agnes Piotrowski (Fachärztin für Innere Medizin, Nephrologie, Intensivmedizin und Hypertensiologie, ABS-Expertin).
Die Behandlung erfolgt in enger Kooperation mit den weiteren entsprechenden Fachabteilungen (Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Klinik für Innere Medizin mit dem Schwerpunkt Nephrologie).
Es besteht die volle 24-monatige Weiterbildungsberechtigung für die Internistische Intensivmedizin.
Mit unserer im April 2007 eröffneten modernisierten und 2022 erweiterten Interdisziplinären Intensivstation stehen 15 Betten zur Intensivtherapie und -pflege zur Verfügung. Hier werden Patient*innen betreut, die aufgrund ihrer Erkrankung einer intensiven Überwachung, Behandlung und Pflege oder aufgrund bereits eingetretener schwerwiegender Organfunktionsstörungen entsprechender Unterstützungsverfahren bedürfen. An die Intensivstation ist eine Überwachungseinheit (IMC) mit acht Betten angeschlossen. In dieser Überwachungseinheit werden Patient*innen, z. B. nach einem Eingriff im Herzkatheter-Labor vorübergehend überwacht, um mögliche Komplikationen rechtzeitig erkennen und behandeln zu können.
Neben der Behandlung allgemein-internistischer Krankheitsbilder (z. B. Lungenentzündung, Schlaganfall, gastrointestinale Blutungen) werden schwerpunktmäßig Patient*innen mit akuten Erkrankungen des Herzens betreut. Hierbei steht die Behandlung des akuten Herzinfarktes an erster Stelle. Diesbezüglich wird eine 24-Stunden-Herzkatheter-Bereitschaft an sieben Tagen in der Woche durch die Klinik für Kardiologie gewährleistet.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Behandlung akuter Nierenfunktionsstörungen mit entsprechender Ersatz-Verfahren (Blutwäsche durch verschiedene Dialyse-Verfahren) durch die Abteilung für Nephrologie.
Bei jeder und jedem Patient*in der Intensivstation/IMC findet zweimal täglich eine interdisziplinäre Visite durch die Chefärztin oder den Chefarzt und/oder die Oberärztin oder den Oberarzt der jeweilig zuständigen Fachabteilung, der Stationsärztin oder dem Stationsarzt und der verantwortlichen Bereichspflegefachkraft statt. Unterstützt wird das Team u. a. durch unsere Physiotherapeut*innen, Ergotherapeut*innen, Logopäd*innen, Röntgen- und Laborassistent*innen, die Mitarbeiter*innen des Herzkatheter-Labors, der Endoskopie und der Dialyse sowie unserer Seelsorge.
Die im Einzelfall sehr technisierte Intensiv-Behandlung in einer für die oder den Kranken zunächst einmal fremden Umgebung kann von dieser oder diesem – aber auch für Außenstehende (z. B. Angehörige) – als bedrohliche „Apparatemedizin“ wahrgenommen werden. Mögliche Ängste lassen sich am besten durch Aufklärung über Sinn der angewandten Verfahren beseitigen, wobei die wichtigsten Methoden im Folgenden kurz angesprochen werden sollen:
Das EKG, der Blutdruck, die Atemfrequenz, Sauerstoff-Sättigung und Temperatur jeder und jedes einzelnen Patient*in werden kontinuierlich mittels eines Überwachungsmonitors überwacht. Hierdurch kann ein Abweichen dieser lebenswichtigen Werte („Vital-Parameter“) unmittelbar erkannt und behandelt werden. Daneben werden – soweit dieses bei einer oder einem Patient*in medizinisch geboten ist – andere Parameter (z. B. Urinausscheidung, bestimmte Labor-Parameter) engmaschig kontrolliert.
Bei einigen Patient*innen ist es erforderlich, die Atmung mithilfe eines Beatmungsgerätes zu unterstützen. Die oder der Patient*in ist dann über einen Beatmungsschlauch („Tubus“), der in die Luftröhre eingeführt wird, mit dem Gerät verbunden. Die Atem-Arbeit kann vollständig oder aber auch nur teilweise von dem Beatmungsgerät übernommen werden, bis die oder der Patient*in die Fähigkeit der Eigen-Atmung wiedererlangt hat.
In vielen Fällen kann heute eine unterstützende Beatmung über eine Gesichtsmaske („nicht-invasive Beatmung“) oder eine hochdosierte Sauerstoff-Gabe über eine Nasensonde („High-flow-Sauerstofftherapie“) ausreichend sein und somit eine invasive Beatmung über einen Beatmungsschlauch vermieden werden.
Eine adäquate Unterstützung des Kreislaufes setzt eine entsprechende Überwachung (z. B. des Blutdrucks) voraus. In diesen Fällen wird der Blutdruck invasiv, d. h. über einen in die Schlagader eingeführten feinen Schlauch (z. B. am Handgelenk oder in der Leiste) direkt gemessen. Die Kreislauf-Unterstützung erfolgt zumeist medikamentös, kann aber z. B. bei frischem Herzinfarkt auch mechanisch, z. B. über eine spezielle Herz-Kreislauf-Pumpe unterstützt werden. Die Kreislauf-Therapie umfasst im weitesten Sinne auch das Erkennen und die Behandlung von Herzrhythmusstörungen. Bei einem zu langsamen Herzschlag („bradykarden“ Rhythmusstörungen) kann die Herztätigkeit durch Anlage eines Herzschrittmachers – auch kurzfristig – stabilisiert werden.
Zur Behandlung und Ernährung erhält die oder der Patient*in Medikamente und Infusionen, die durch einen sogenannten Venen-Katheter verabreicht werden. Die benötigten Medikamenten- und Flüssigkeitsgaben werden durch Infusions- und Spritzen-Pumpen genau gesteuert.
Ein überlebtes Nierenversagen ist häufig Ausgangspunkt für die Entwicklung und Manifestation einer chronischen Nierenerkrankung. Eine nephrologische Anbindung und weitere Betreuung sollte dringend erfolgen.
Die Familie und nahestehende Personen sind für die oder den Patient*in während der Behandlung auf der Intensivstation sehr wichtig, da hier oftmals Sorgen und Ängste aufgrund der Schwere der Erkrankung im Vordergrund stehen. Angehörige sind auf unserer Intensivstation und Intermediate Care herzlich willkommen, sofern die oder der Patient*in dies wünscht.