Bis in die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts reichen die ältesten Pläne der Marler Gemeinde St. Georg zum Bau eines Krankenhauses zurück. Die Ansiedlung von Bergwerken in der Region hatte demographisch nämlich ein rapides Bevölkerungswachstum zur Folge, das die Einrichtung eines Hospitals wünschenswert machte. Im Jahre 1922 nahm die Vision konkrete Gestalt an: Die Gemeinde begann mit dem ersten Bauabschnitt. Die Inflation jedoch, die in den 1920er Jahren über Deutschland hereinbrach, bedeutete für die Krankenhaus-Pläne das vorläufige Aus. Bis zur Kellerdecke war man im Oktober 1923 gekommen – dann musste das Krankenhaus-Projekt vorerst auf Eis gelegt werden.
Bereits einige Jahr später wurden neue Entwürfe vorgelegt, doch die Wirtschaftskrise der 1930er Jahre und der Zweite Weltkrieg zerstörten die Hoffnung auf eine schnelle Wiederaufnahme des Bauprojektes. Erst in den 1950er Jahren konnte dann der Traum der Gemeinde St. Georg Wirklichkeit werden. Ausschlaggebend bei der Entscheidung für das Krankenhaus war nicht zuletzt eine wissenschaftliche Studie der Universität Münster über die Fortentwicklung der Stadt Marl. Dieser Bericht empfahl, aufgrund der steigenden Bevölkerungszahl ein weiteres Krankenhaus neben der städtischen Paracelsus-Klinik zu errichten. Die Grundsteinlegung für das Marien-Hospital erfolgte dann im Jahre 1957. Und schon vier Jahre später, am 9. Oktober 1961, konnte das neue Krankenhaus feierlich eingeweiht werden. Die Marler Presse lobte das Haus als „eine der modernsten Krankenanstalten der Bundesrepublik“ und vermeldete, dass „die gesamte deutsche Presse mit Bilderfolgen und Sonderberichten aus Marl ausführlich über dieses Krankenhaus berichtet“.
Der damalige Bischof von Münster, Dr. Michael Keller, ein großer Förderer des Bauprojekts, sagte anlässlich der Eröffnung: „Der Sorge um den Menschen verdankt auch das Marien-Hospital seine Entstehung. Es soll ein im besten Sinne modernes Krankenhaus werden, ausgestattet mit all den Errungenschaften der modernen Technik. Diese technische Vollkommenheit soll aber nicht Selbstzweck sein. (...) In diesem Haus soll der Geist helfender, sorgender und hingebender Liebe, der Geist christlicher Barmherzigkeit allzeit lebendig sein.“ Der Bischof von Münster war es auch, der sich mit Baubeginn an die „Missionsschwestern vom heiligen Namen Mariens“ in Nette bei Osnabrück wandte. Sie sollten die Krankenpflege in dem neu errichteten Haus übernehmen. Die Ordensleitung willigte ein und ließ eigens für diese neue Herausforderung viele Schwestern in der Krankenpflege ausbilden. Im April 1961 trafen dann die ersten Schwestern in Marl ein. Ihre Zahl stieg in den folgenden Monaten auf 48 an.
Schon vor den Schwestern war Herbert Grüneberg in Marl eingetroffen. Auf Bitte des bischöflichen Baubüros in Münster betreute er seit August 1958 als bauleitender Monteur die Elektroinstallationen des Hauses. In der Woche lebte er in Marl, am Wochenende ging es wieder Richtung Münster zurück. Damals sah er noch nicht voraus, dass er Anfang ‘61 mit seiner Familie das Münsterland gegen das Ruhrgebiet eintauschen würde. Doch als das Krankenhaus ihm die Stelle als technischer Leiter anbot, wollte er dieses interessante Angebot nicht ausschlagen. Zudem war ihm die Stadt langsam ans Herz gewachsen. „Anfangs haben mich alle für verrückt gehalten und mich gefragt: Was willst Du in der Provinz, die noch nicht einmal einen Bahnanschluss hat?“, erinnert sich Grüneberg an die Reaktion seiner Freunde und Bekannten. Doch bereut hat er den Entschluss nie. Rückblickend lobt er vor allem die hervorragende Planung des Baus. „Das Bau-Team hatte sich im Vorfeld der Planung andere Häuser angesehen. So konnten wir immer genau das bauen, was zu der damaligen Zeit Stand der Technik war.“
Dank des unermüdlichen Einsatzes aller Beteiligten – zeitweise waren bis zu 300 Personen auf der Baustelle – und sanften Drucks seitens des bischöflichen Bauamtes konnte das neue Krankenhaus pünktlich am 9. Oktober 1961 eingeweiht werden. Der erste ambulante Patient kam übrigens schon 14 Tage vor der Eröffnung zur Behandlung: Es war der Bäcker des Krankenhauses, dessen Finger vereitert war.
In Laufe der Jahre wurde das Krankenhaus durch zahlreiche An- und Umbauten beständig erweitert. Auch die medizinische Angebotsstruktur änderte sich. Um nur die jüngsten Neuerungen zu nennen: Im Jahre 2004 gab das Haus seine Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe auf. Dafür bekam die Klinik im selben Jahr den Zuschlag für die Hauptfach-abteilung Kardiologie. Seit 2009 hat das Marler Krankenhaus außerdem den Schwerpunkt Unfallchirurgie/Orthopädie in seinem Haus etabliert. Seit dem vergangenen Jahr kommt im Marien-Hospital der neue „da Vinci“ zum Einsatz. Dieses computergestützte OP-System gilt als ein Meilenstein in der modernen Chirurgie und wird im Marler Krankenhaus von Urologen und Chirurgen genutzt. Pünktlich zum Jubiläum wurde auch der neue OP-Trakt fertig gestellt: Jetzt verfügt das Marien-Hospital über sechs neue OP-Säle, die zu den modernsten in Deutschland zählen. Zugleich wurden ein neuer Aufwachraum und ein innenliegender Aufzug, der die auf zwei Etagen liegenden OP-Säle miteinander verbindet, in Betrieb genommen.
Ende 2019 war der Baustart für einen Anbau an den Westflügel des Krankenhauses, durch den das Krankenhaus dringend benötigte Kapazitäten zur Erweiterung der Intensiv- und Palliativstation schafft. Hier sollen 68 neue Betten für Patienten entstehen. Der siebengeschossige Anbau soll im Jahre 2021 fertig gestellt werden.
Den Weg in die Zukunft geht die Klinik inzwischen nicht mehr allein. Im Jahre 1997 fusionierte das Marien-Hospital zunächst mit dem Gertrudis-Hospital Herten-Westerholt. Im Jahre 1999 trat als drittes Krankenhaus das St. Sixtus-Hospital Haltern am See dem Klinikverbund bei. Im Jahre 2009 wurde aus dem Trio ein Quartett: Gemeinsam mit dem St. Elisabeth-Krankenhaus in Dorsten verschmolzen die vier Häuser zur KKRN Katholisches Klinikum Ruhrgebiet Nord GmbH.
Das Marler Krankenhaus verfügt heute durchschnittlich über 281 Planbetten sowie über sieben medizinische Fachabteilungen (Anästhesie, Chirurgie, Innere Medizin, Kardiologie, Urologie, Nephrologie und Dialyse), eine Palliativeinheit sowie eine angeschlossene Schule für Gesundheits- und Pflegeberufe. Knapp 14.000 Patienten im Jahr finden im Marien-Hospital bei 760 Mitarbeitern eine hochqualifizierte Beratung und vertrauensvolle Behandlung.
2001 | Anschaffung des ersten Herzkathetermessplatzes |
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2004 | Zweigeschossiger Anbau für die Einrichtung der neuen Zentralen Aufnahme und die Neugestaltung der Dialyseräume |
2023 | Anbau für die Einrichtung einer Komfortstation |
2023 | Seit 2023 gehört die KKRN GmbH der Dachgesellschaft KERN Katholische Kliniken Ruhrgebiet Nord GmbH an. |