Darmkrebs 

Symptome, Risikofaktoren, Vorbeugung

Trotz aller Vorurteile: Die Diagnose Krebs bedeutet kein Todesurteil. Die moderne Medizin kann eine Krebserkrankung heute gut behandeln und auch in vielen Fällen heilen – vorausgesetzt, die Krankheit wird in einem frühen Stadium entdeckt. 

Doch was ist überhaupt Krebs? 

Bei Krebs vermehren sich ungebremst Körperzellen, breiten sich im Körper aus und zerstören benachbartes Gewebe und Organe. Unter dem Begriff Darmkrebs fasst man bösartige Neubildungen des Dickdarms und des Mastdarms zusammen. 

In Deutschland ist Darmkrebs die zweithäufigste Krebsart bei Männern und die dritthäufigste bei Frauen.

Anatomie

Der Darm ist ein faszinierendes Körperteil, denn er ist mehr als ein Verdauungsorgan. Er ist nicht nur das größte Immunsystem, sondern zugleich einer unserer klügsten und sensibelsten Körperteile. Mediziner sprechen deshalb auch vom "zweiten Gehirn" des Menschen, weil der Darm von über 100 Milliarden Nervenzellen umhüllt wird und damit mehr Neuronen als das Gehirn und das Rückenmark enthält. 

Der Darm des Menschen wird unterteilt in Dünn- und Dickdarm. Der Dünndarm hat eine Länge von fünf bis acht Metern und beginnt hinter dem so genannten Zwölffingerdarm im linken Oberbauch. Am unteren Ende im rechten Unterbauch geht der Dünndarm in den Dickdarm über. Der Dünndarm ist für die Aufnahme von Nahrungsbestandteilen zuständig, die durch die Verdauungssäfte aus Bauchspeicheldrüse, Galle und Leber für die Aufnahme vorbereitet werden. Der Dickdarm liegt wie ein Rahmen im Bauchraum, er beginnt im rechten Unterbauch mit dem Blinddarm, an dessen Ende sich der Wurmfortsatz (Appendix) befindet. Die häufige Blinddarmentzündung betrifft nur diesen Wurmfortsatz, der eigentliche Blinddarm ist nicht betroffen. 

Bösartige Tumore werden mit wenigen Ausnahmen nur im Dickdarm beobachtet, auf dem Weg vom Blinddarm bis zum Mastdarm besteht eine deutliche Häufigkeitszunahme. Deshalb ist die Dickdarm-Spiegelung in der Krebsvorsorge so wichtig, während Dünndarm-Untersuchungen (z. B. durch Röntgen bzw. die sog. Kapsel-Endoskopie) als Maßnahme zur Krebsvorbeugung nicht notwendig sind. 


Risikofaktoren

Die Ursachen, die zur Entstehung des Darmkrebses führen, sind zwar noch nicht eindeutig geklärt, doch medizinische Experten sind sich sicher, dass einige Faktoren die Entstehung von Dickdarmkrebs begünstigen. So nimmt beispielsweise das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, mit steigendem Lebensalter zu. Nicht zuletzt spielen unsere veränderten Lebensgewohnheiten eine wichtige Rolle bei der Krebs-Entstehung: Fettes Essen, viel Fleisch, regelmäßiger Alkoholkonsum, Rauchen, Übergewicht und wenig Bewegung erhöhen die Gefahr einer bösartigen Erkrankung. 

Darüber hinaus gibt es auch bestimmte Personengruppen, die – verglichen mit der Durchschnittsbevölkerung – ein erhöhtes Darmkrebs-Risiko haben. Dazu gehören: 

  • Menschen mit einer familiären Veranlagung für Darmkrebs 
  • Anlage-Träger*innen für ein hereditäres kolorektales Karzinom (vererbbare Form des Dick- und Mastdarmkrebses) 
  • Patient*innen, die an einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung (CED) leiden (z. B. Colitis ulcerosa) 

1. Vererbung 

Die Vererbung des Krebsrisikos spielt sicher eine bedeutende Rolle, die man aber heute in ihrem Ausmaß noch nicht abschließend bewerten kann. Man rechnet damit, dass bei zehn bis 15 Prozent aller Darmkrebs-Erkrankungen eine genetische Disposition für die Entstehung mitverantwortlich ist. Einige der Gendefekte, die Darmkrebs auslösen können, sind heute bereits bekannt (z. B. FAP, HNPCC). 

Bei der FAP (familiäre adenomatöse Polyposis = vererbbare Polypen-Krankheit des Darmes) weisen die betroffenen Familienmitglieder schon in jungen Jahren zum Teil Hunderte von Polypen im Darm auf, von denen einige auch frühzeitig zu bösartigen Krebs-Tumoren entarten. 

Im Gegensatz dazu zeigen Patient*innen mit einem HNPCC-Syndrom (hereditäres nicht polypöses kolorektales Karzinom = ein vererbter, nicht durch Polypen entstandener Dick- bzw. Mastdarmkrebs) nur selten Polypen, vielmehr entstehen bereits in jungen Lebensjahren direkt bösartige Darm-Tumore. Bei beiden Erkrankungen sind Gendefekte bekannt, die dann auch bei den Mitgliedern dieser Familien untersucht werden können, um ihr persönliches Risiko für die Krebs-Entstehung abschätzen zu können. In vielen Fällen können wir aber nur aus der Beobachtung heraus auf eine Rolle vererbter Gene schließen (familiär gesteigertes Risiko). Auf Grundlage dieser Annahmen wurden die aktuellen Empfehlungen für die Vorsorge entwickelt, denen Patient*innen mit einem erhöhten Risiko folgen sollten. 

Familiär gesteigertes Risiko 

Wenn in der Familie bereits Dick- bzw. Mastdarmkrebs aufgetreten ist, dann haben Verwandte ersten Grades (also die Söhne und Töchter der Erkrankten) ein erhöhtes Risiko, ebenfalls zu erkranken. Bei Verwandten zweiten Grades besteht ein gering erhöhtes Risiko. 

Deshalb gilt folgende Empfehlung: Verwandte ersten Grades sollten sich rechtzeitig einer Koloskopie (Darmspiegelung) unterziehen, und zwar zehn Jahre vor dem Lebensalter, in dem die Erkrankung bei ihrem Angehörigen festgestellt wurde. Spätestens sollten sie jedoch im 50. Lebensjahr eine Koloskopie durchführen lassen. 

Ein Beispiel: Trat die Erkrankung bei Vater oder Mutter im Alter von 45 Jahren auf, dann sollten sich die Kinder bereits mit 35 Jahren einer Darmspiegelung unterziehen. 

Wenn ein Familienmitglied an einem Adenom (Krebsvorstufe) erkrankt ist und dieses vor dem 50. Lebensjahr entdeckt wurde, dann haben Verwandte ersten Grades ein erhöhtes Risiko, an einem Dick- bzw. Mastdarmkrebs zu erkranken. Auch hier sollte die Vorsorge bei Verwandten zehn Jahre vor dem Erreichen des Alters erfolgen, in dem bei der oder dem Patient*in die Krebs-Vorstufen entdeckt wurden. 

Hereditäres kolorektales Karzinom (vererbter Dick- und Mastdarmkrebs) 

Wir kennen mehrere Erbkrankheiten, die eng mit der Entstehung eines Dick- bzw. Mastdarmkrebses zusammenhängen (FAP, HNPCC u. a.). Wenn ein solcher Gendefekt bei einer oder einem Patient*in mit Dick- bzw. Mastdarmkrebs nachgewiesen wird, dann hat das für die direkten Familienangehörigen unmittelbare und lebenswichtige Auswirkungen, weil das Risiko einer eigenen Krebserkrankung erheblich erhöht ist. 

Diese Risiken können zuverlässig durch einen Gentest ausgeschlossen werden. Deshalb sollten sich Betroffene unbedingt bei entsprechenden Experten genetisch beraten lassen. Da sich der Verdacht auf eine solche Erkrankung häufig nur durch die Familiengeschichte erhärten lässt, ist eine exakte Erhebung dieser Daten bei allen Patient*innen mit Darmkrebs ausgesprochen wichtig. 

Besonders gefährdet sind Patient*innen, die alle folgenden Kriterien gleichzeitig erfüllen (sogenannte Amsterdam-Kriterien): 

  • mindestens drei Familienmitglieder mit HNPCC-assoz. Krebserkrankungen (dazu zählen z. B. der Dickdarm- bzw. Mastdarmkrebs, Gebärmutterkrebs, Dünndarmkrebs sowie Harnleiter/Nierenbeckenkrebs) 
  • mindestens zwei betroffene, aufeinanderfolgende Generationen 
  • ein Familienmitglied erstgradig verwandt mit den beiden anderen 
  • eine oder ein Erkrankte*r zum Zeitpunkt der Diagnose jünger als 50 Jahre 
  • Ausschluss einer familiären adenomatösen Polyposis (FAP), einer vererbbaren Polypen-Krankheit des Darmes 

2. Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) 

Patient*innen mit einer Colitis ulcerosa (entzündlicher Befall des Mast- und Dickdarms) haben ein erhöhtes Risiko für die Entstehung eines Darmkrebses. Das Risiko hängt von der Ausdehnung der Entzündung, dem Alter beim ersten Auftreten der Erkrankung und der Dauer der Erkrankung ab. Dauert die Krankheit mehr als 30 Jahre an, dann beträgt das Darmkrebsrisiko bis zu 18 Prozent. Aus diesem Grunde sollten sich Patient*innen ab einem bestimmten Zeitpunkt jährlich einer Darmspiegelung mit Probenentnahmen unterziehen, und zwar 

  • nach acht Jahren, wenn der gesamte Dickdarm dauerhaft betroffen ist 
  • nach 15 Jahren, wenn der Dickdarm linksseitig chronisch entzündet ist 

Für Patient*innen, die an Morbus Crohn (chronische, schubweise verlaufende Entzündung aller Schichten der Darmwand) erkrankt sind, lassen die bislang erhobenen Daten keine klare Empfehlung zu. Sie sollten allerdings weiter an den angebotenen Vorsorgemaßnahmen teilnehmen. 


3. Risiko-Check 

Darmkrebs ist heilbar – vorausgesetzt er wird frühzeitig erkannt. Welche Risikofaktoren bestehen bei Ihnen? Nehmen Sie sich bitte kurz Zeit und beantworten die Fragen in unserem Risiko-Check. Dazu öffnen Sie einfach die PDF-Datei und drucken sie aus. Am Ende des Tests finden Sie eine kurze Auswertung. 

»Risiko-Check« zum Download

Symptome

Symptome treten bei Darmkrebserkrankungen erst relativ spät auf. Aus diesem Grunde ist die Vorsorge auch bei beschwerdefreien Patient*innen so wichtig. 

Im Verlauf der Erkrankung können auftreten: 

  • Blut-Beimengungen im Stuhl 
  • Änderungen des Stuhlverhaltens mit neu auftretender Verstopfung oder Durchfällen 
  • Bauchschmerzen 
  • Gewichtsverlust 
  • Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit 

Wenn Sie diese Symptome beobachten, sollten Sie umgehend Ihre Hausär aufsuchen, damit in begründeten Fällen eine Dickdarm-Spiegelung (Koloskopie) durchgeführt wird. Mit dieser Untersuchung lässt sich eine Geschwulst im Darm sicher entdecken oder auch ausschließen. Die konsequente Abklärung ist umso wichtiger, wenn gleichzeitig andere Erkrankungen bestehen, die ähnliche Symptome verursachen, wie zum Beispiel Hämorrhoiden. Schreitet das Tumorwachstum weiter fort, kann es zu einem Darmverschluss oder im Extremfall zu einem Darm-Durchbruch kommen. 

Vorbeugung

Nehmen Sie Ihre Gesundheit selbst in die Hand: Denn Sie können einen entscheidenden Beitrag dafür leisten, dem Darmkrebs vorzubeugen. Hier haben wir für Sie einige Tipps und Hinweise zusammengestellt, mit denen Sie viel für Ihr Wohlbefinden tun können. 

  • Bewegen Sie sich regelmäßig. Das vermindert das Risiko, an Dick- und Mastdarmkrebs zu erkranken. 
  • Reduzieren Sie Ihr Gewicht. Als Richtwert gilt: Ihr BMI sollte den Wert 25 (Verlinkung mit BMI-Tabelle) nicht übersteigen. Wissenschaftliche Studien konnten nachweisen, dass Patient*innen mit regelmäßiger körperlicher Aktivität weniger Dickdarm-Polypen (Krebs-Vorstufen) und weniger Dickdarmkrebse aufweisen. Gleiches gilt für Menschen mit Normalgewicht gegenüber denen mit Übergewicht. 
  • Verzichten Sie auf den blauen Dunst: Rauchen geht mit einem erhöhten Risiko für Dickdarm-Polypen und Dickdarmkrebs einher. Außerdem birgt das Rauchen die Gefahr, auch an anderen Krebsformen (z. B. Bronchial-Karzinom, Blasen-Karzinom) zu erkranken. Und nicht zuletzt steigt für Raucher*innen im Falle einer bösartigen Erkrankung das Operationsrisiko an. 
  • Ernähren Sie sich ausgewogen: Essen sie möglichst ballaststoffreich und reduzieren sie Ihren Fleischkonsum. Auf die tägliche Speisekarte gehören Obst und Gemüse (fünf Portionen pro Tag). Mäßigen Sie außerdem Ihren Alkoholkonsum. Die Ernährung sollte folsäure- und kalziumreich sein. Noch nicht wissenschaftlich geklärt ist bislang, wie sich der Verzehr von Fisch, fettreduzierter Nahrung und Vitamin-C-haltiger Lebensmittel auswirkt. Man geht jedoch davon aus, dass diese Produkte einen positiven Einfluss haben und das Auftreten von Krebs-Vorstufen verringern können. Wenn Sie alle Ernährungstipps beherzigen, dann können wir derzeit die zusätzliche Einnahme von Medikamenten bzw. Mikronährstoffen nicht empfehlen (z. B. Calcium, Magnesium, Beta-Carotin, Vitamin A, C, D, E, Folsäure, Selen, Acetylsalicylsäure). 

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