Wirbelsäule chirurgisch behandeln 

Eine chirurgische Behandlung, z. B. eine Operation bei einem Bandscheibenvorfall, ist spätestens dann angezeigt, wenn alle konservativen Mittel ausgeschöpft sind oder sich stellen z. B. Ausfallerscheinungen der Arme oder Beine ein (Kribbeln, Taubheit, Unbeweglichkeit). Sollte für Sie ein Eingriff infrage kommen, werden wir mit Ihnen besprechen, wie wir dabei am schonendsten (minimalinvasiv) vorgehen können. Manchmal ist es auch sinnvoll, konservative und operative Verfahren zu kombinieren, um die Beschwerden zu lindern. 

Häufige Gründe für einen operativen Eingriff an der Wirbelsäule

  • Bandscheibenvorfälle mit neurologischen Symptomen 
  • Spinalkanalstenosen (im Rückenmarksraum ist eine Verengung) 
  • Schädigungen des Rückenmarks 

Die Klinik für Chirurgie, Fachbereich Orthopädie, Unfallchirurgie und Wirbelsäulenchirurgie führt alle Eingriffe möglichst minimalinvasiv, also ohne große Schnitte durch. Dazu arbeiten wir mit einem Operationsmikroskop. 

Eingriffe an der Halswirbelsäule

Über einen kleinen Schnitt vorn am Hals gelangen die Chirurg*innen zu der beschädigten Bandscheibe (z. B. bei einem Vorfall) und entfernen sie zusammen mit einem hinteren Band. Den meisten Patient*innen erhalten in den Raum der entfernten Bandscheibe einen Platzhalter – ein „Cage“. Den Platzhalter, mit dem wir arbeiten, hat der Chefarzt der Klinik mit entwickelt. 

Was ist das Neue daran? Man kann den Cage um maximal zehn Grad auseinanderspreizen – dadurch passt er sich besser der Halswirbelsäule an. Untersuchungen haben bereits gezeigt, dass die Operierten nach dem Eingriff deutlich weniger (Nacken-)Schmerzen haben. Vielleicht senkt der Cage sogar das Risiko, dass sich neuer Verschleiß bildet – das wird derzeit wissenschaftlich untersucht. Erste Hinweise lassen auf diesen Effekt schließen. 

Die Patient*innen bleiben etwa fünf bis sechs Tage in der Klinik. Nach sechs bis acht Wochen können sie wieder arbeiten gehen. Bei jungen Patient*innen, deren Beschwerden nicht durch Verschleiß zustande gekommen sind, arbeiten wir mit einer Bandscheiben-Prothese. 


Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule 

Hierbei kommen lokale Wärmebehandlung, Einnahme von ausreichend hoch dosierten Schmerzmitteln und krankengymnastische Maßnahmen (z. B. stabilisierende Übungen unter Streck-Behandlung) zur Anwendung. Eine sanfte, nicht mobilisierende manuelle Therapie kann nach Abklingen der initialen Phase begonnen werden. In ausgewählten Fällen kann auch über CT-Steuerung die Nerven-Wurzel angespritzt werden (Periradikuläre Therapie) und somit der lokale Reiz gemindert werden. 

Eine absolute OP-Notwendigkeit besteht dann, wenn neurologische Ausfälle wie Lähmungen im Arm oder eine Schädigung des Rückenmarks (Myelopathie) vorliegen. Eine relative OP-Notwendigkeit besteht dann, wenn sich trotz intensiver konservativer Therapie die Beschwerden nicht gebessert haben. 

Die Operation wird minimalinvasiv von vorne mithilfe eines Operationsmikroskops durchgeführt. Nach Röntgendurchleuchtung zur Identifizierung der zu operierenden Bandscheibe wird ein etwa drei bis fünf Zentimeter langer Haut-Schnitt (links in der Mitte) angelegt. Anschließend wird die Halsmuskulatur in der Tiefe schonend auseinandergeschoben, bis die Halswirbelsäule dargestellt ist. Nach Entfernung der Bandscheibe wird mit feinen Instrumenten das hintere Längsband entfernt, so dass alle neuronalen Strukturen befreit sind. Anschließend wird in den Bandscheiben-Raum ein Ersatz (Cage) aus Kunststoff oder eine Bandscheiben-Prothese implantiert und die Lage des Implants radiologisch überprüft. Eine Einschränkung der Beweglichkeit wird von den Patient*innen nur sehr selten berichtet. Der stationäre Aufenthalt beträgt maximal vier bis sechs Tage. Normale Alltagstätigkeiten sind sehr schnell wieder möglich, mit dem Beginn der Arbeitsfähigkeit kann mit sechs bis zehn Wochen gerechnet werden.   

Eingriffe an der Lendenwirbelsäule

In der Lendenwirbelsäule entwickelt sich oft Verschleiß. Auch hier gilt: Konservative Behandlung geht immer vor operativer Behandlung. Das hilft etwa 70 Prozent der Betroffenen. Treten aber neurologische Störungen auf, ist eine Bandscheiben-Operation womöglich angebracht. Steht ein Eingriff an, ist das Verfahren der Wahl im Marien-Hospital Marl die minimalinvasive, mikroskopisch assistierte Bandscheiben-Operation. Die Ärzt*innen entfernen unter dem Operationsmikroskop das erkrankte Bandscheiben-Gewebe. Dafür benötigen Sie nur einen kleinen, drei bis vier Zentimeter großen Schnitt. 

Das Vorgehen 

  • schont die Muskulatur und das Stützgewebe, 
  • verringert eine schmerzhafte Narbenbildung, 
  • reduziert operationsbedingte Funktions-Einschränkungen (z. B. Wirbelgleiten). 

Nach wenigen Tagen können die Patient*innen die Klinik wieder verlassen.  


Bandscheibenvorfall an der Lendenwirbelsäule 

Bandscheibenvorfälle treten häufig bei Patient*innen im mittleren Lebensalter auf. Dabei sind die Bandscheiben zwischen dem vierten und fünften Lendenwirbel bzw. dem fünften Lendenwirbel und dem Kreuzbein am häufigsten betroffen. 

Bei mechanischer Irritation einer Nerven-Wurzel im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule tritt zumeist ein plötzlicher, ins Bein einschießender Schmerz auf. Dieser kann mit Gefühlsstörungen bzw. Lähmungserscheinungen einhergehen. Bei zentraler Lage und sehr großem Vorfall kann es zu einer Blasen-/Mastdarm-Funktionsstörung kommen. Diese besondere Form (Cauda-Syndrom) ist ein absoluter Notfall und bedarf einer sofortigen stationären Einweisung und, nach entsprechender Diagnostik, einer operativen Therapie. 

Neben der Anamnese-Erhebung (Fragen nach Beginn, Art und Ausstrahlung von Schmerzen, Gefühlsstörungen, Lähmungserscheinungen, Störungen der Blasen-und Darm-Funktion, etwaige Vorbehandlungen) ist die klinische Untersuchung der oder des Patient*in wesentlich. Daran schließt sich die Diagnostik mit bildgebenden Verfahren (Röntgen/CT/MRT) an. 

In Abhängigkeit vom Beschwerde-Bild wird bei Patient*innen mit Bein-Schmerz ohne Lähmungserscheinungen entweder eine ambulante oder stationäre konservative Therapie mit Schmerzmitteln, Physiotherapie, Lagerungsbehandlung bzw. minimalinvasiven Verfahren (Infiltration oder Injektion) durchgeführt. Über 90 Prozent der Patient*innen werden dadurch deutlich beschwerdegemindert. 

In einigen Fällen zeigt die konservative Therapie keine Besserung der Schmerz-Symptomatik. In diesem Fall sowie bei Patient*innen mit Lähmungserscheinung empfehlen wir die operative Therapie. Das Verfahren der Wahl ist dabei die minimalinvasive mikroskopisch assistierte Bandscheiben-Operation, das heißt die Entfernung des vorgefallenen Bandscheiben-Gewebes unter dem Operationsmikroskop. Hierbei wird über eine drei bis vier Zentimeter große „Mini-Öffnung“ operiert. Der Vorteil: Muskulatur und Stützgewebe werden weitestgehend geschont, die Gefahr schmerzhafter Narbenbildung oder operationsbedingter Funktionseinschränkungen (Wirbel-Gleiten) werden verringert. Unter mikroskopischer Kontrolle kann mit sehr feinen Instrumenten das hervorquellende Bandscheiben-Gewebe schonend entfernt werden. Häufig können die Patient*innen nach einem mikrochirurgischen Eingriff an der Wirbelsäule nach nur wenigen Tagen wieder nach Hause. 

Wenn Wirbelkörper brechen

Es muss nicht immer ein „großer“ Unfall sein. Gerade bei Wirbelknochen, die bereits Osteoporose entwickelt haben, reicht manchmal ein „Stolperer“, um sie brechen zu lassen. Diese Verletzungen sind oft sehr schmerzhaft und die Beweglichkeit leidet darunter stark. Manchmal lassen sich die Beschwerden über konservative Behandlungsmethoden in den Griff bekommen, viel häufiger ist aber ein chirurgischer Eingriff das Mittel der Wahl. 

Unsere Klinik arbeitet bei diesen Operationen minimalinvasiv mit einer Technik namens Kyphoplastie. 

Was ist eine Kyphoplastie? Die Chirurg*innen bringen eine kleine Kanüle in den gebrochenen Wirbelkörper ein und füllen ihn mit einem speziellen Zement auf. Dieser Zement ist besonders zäh – und das stärkt und stützt den Knochen. Dazu wird nur ein kleiner Schnitt benötigt, der lediglich mit einem Pflaster versorgt wird. 

Allerdings gilt auch hier – wie bei fast allen Rücken-Erkrankungen auch: Ohne aktive Mitarbeit der Betroffenen geht es nicht: Bewegen, bewegen, bewegen – auch wenn es schwerfällt. 


­Wirbelkörper-Frakturen 

Weltweit wird die Häufigkeit von Wirbelkörper-Frakturen pro Jahr auf über 100 Millionen geschätzt. In Europa werden pro Jahr etwa 440.000 solcher Frakturen diagnostiziert. Die Anzahl der Neuerkrankungen liegt bei Frauen zwischen 50 und 79 Jahren bei wenig über einen Prozent, bei Männern im gleichen Alter bei etwas unter einen Prozent. Ein Viertel aller Wirbelkörper-Frakturen treten bei Frauen nach der Menopause auf. 

Aufgrund unterschiedlicher Ursachen nimmt die Stabilität ab und sie können einbrechen. Dies bezeichnet man dann als Wirbelkörper-Kompressionsfraktur. Solche Frakturen kommen bei Osteoporose, Krebserkrankungen oder nach traumatischen Ereignissen häufig vor und können im Alter die Krankheitsanfälligkeit (Morbidität) und manchmal sogar die Sterberate (Mortalität) erhöhen. 

Eine Wirbelkörperfraktur führt bei den meisten Patient*innen zu ausgeprägten plötzlichen Rückenschmerzen. Die meiste Brüche treten im Bereich der unteren Brustwirbelsäule oder der oberen Lendenwirbelsäule auf. Kommt es durch den Bruch auch zu einer Einengung des Wirbelkanals, können hierdurch Nerven unter Druck geraten. Dies kann auch zu ausstrahlenden Schmerzen in die Beine mit Lähmungserscheinungen führen. Ist es zu einem Wirbelkörper-Bruch gekommen, ist das Risiko für einen weiteren Knochenbruch deutlich erhöht. Wichtig sind eine konsequente Therapie der ursächlichen Osteoporose sowie die Behandlung des gebrochenen Wirbels. 

Sollte eine neurologische Symptomatik vorliegen, kann primär zunächst eine konservative Therapie durchgeführt werden. Diese besteht im Allgemeinen aus einer Kombination von Schmerztherapie (Medikamente), der Verordnung von krankengymnastischer Therapie mit isometrischen Übungen und Stabilisation der Rumpf-Muskulatur zur Schmerzlinderung. Sollte es unter dieser konservativen Therapie zu keiner ausreichenden Linderung der Schmerzen kommen, stehen effektive und minimalinvasive Operationsmethoden zu Verfügung, um den gebrochenen Wirbel zu stabilisieren. 

Das operative Vorgehen ist sehr unterschiedlich und muss anhand von Röntgen und MRT-Bildern (frisches Ödem) in Zusammenhang mit den Beschwerden individuell festgelegt werden. 

Bei osteoporotischen Frakturen ist oft eine minimalinvasive Stabilisierung und Auffüllung des gebrochenen Wirbelkörpers mit einem zähflüssigen Zement möglich. Diese Operation erfolgt von hinten und erfordert meist nur eine sehr kurze Operationszeit und und einen sehr kurzen Krankenhausaufenthalt. 

Bei traumatischen Frakturen können Spalt-Brüche oder eine zusätzliche Beteiligung der Hinterkante bestehen. Unter einer konservativen Therapie kommt es häufig nicht zu einer adäquaten Ausheilung, so dass ein Wirbelkörper-Ersatz mit zusätzlicher dorsaler Stabilisierung notwendig ist. 

Radiofrequenz-Ablation: Metastasen (Tochtergeschwulste) behandeln

Hat eine Krebserkrankung Tochtergeschwulste in der Wirbelsäule gebildet, war es bislang recht schwierig, sie zu behandeln – und die Beschwerden, die sie auslösen, zu lindern. Besonders häufig streuen Brust-, Prostata-, Lungen- oder Nieren-Krebs in die Wirbelsäule. Heute arbeitet unsere Klinik mit der Technik der Radiofrequenz-Ablation – mit ihr veröden wir die Metastasen. Der Eingriff ist ebenfalls minimalinvasiv und belastet den Organismus nur gering (Chemotherapie oder Strahlenbehandlung können parallel erfolgen). 

Was ist eine der Radiofrequenz-Ablation? Über das Verfahren wird das Tumorgewebe erhitzt und zerstört. Die Mediziner*innen bringen eine Kanüle in den jeweiligen Wirbelkörper ein, über den sie eine Sonde einlegen. Über diese Sonde geben sie die Radiofrequenz-Energie punktgenau in den Tumor. Das Verfahren ist sehr genau und zerstört nicht umliegendes Nervengewebe. 


Wirbelsäulen-Tumore und Metastasen 

Die Wirbelsäule ist der häufigste Ort von Skelett-Metastasen (ca. zwei von drei aller Knochen-Tumore). Es finden sich primäre Tumore der Wirbelsäule wie das Plasmozytom, aber auch gutartige Neubildungen wie das Hämangiom oder Knochen-Zysten. Zum Großteil handelt es sich um eine sekundäre Lokalisation eines primären Tumors (Metastasen): z. B. Mamma-, Prostata-, Bronchial-, Nierenzell-Karzinom oder Lymphome. In einigen Fällen kann der Primärtumor der Metastasen nicht gefunden werden (man spricht von einem CUP-Syndrom). 

Neben Schmerzen der Wirbelsäule und Allgemein-Symptomatik (Leistungsabfall, Gewichtsabnahme) sind auch neuronale Störungen, Lähmungen bis hin zum akuten Querschnittssyndrom festzustellen. Neben der ausführlichen Anamnese und klinischen Untersuchung haben die bildgebenden Verfahren eine besondere Bedeutung. Dabei hat die Computertomografie (CT) hinsichtlich der Stabilitätsbeurteilung von Wirbelkörpern einen hohen Stellenwert. Das MRT ist das Mittel der Wahl zur Beurteilung der Ausdehnung in den Spinal-Kanal sowie der lokalen Knochen-Zerstörung. Die Szintigrafie schließlich gibt Auskunft über etwaige sonstige Lokalisationen von Metastasen im gesamten Skelett. 

Bei akuten Querschnittslähmungen steht die sofortige Operation mit Freilegung und Entlastung des Rückenmarkes sowie Stabilisierung der Wirbelsäule im Vordergrund. Bei allen anderen Formen sollte nach Diagnose-Findung, d. h. Bestimmung der Art des Tumors durch eine Gewebsentnahme, über das weitere Vorgehen entschieden werden. Die genaue Art und Reihenfolge der durchzuführenden Therapieformen (Bestrahlung, Chemotherapie, Hormonbehandlung, Operation) wird häufig in interdisziplinärer Zusammenarbeit festgelegt. 

Bei multiplen stabilitätsgefährdenden Metastasen kommen minimalinvasive Verfahren wie die Zement-Stabilisierungen ggf. kombiniert mit einer Tumorablation infrage. 

Spinalkanalstenose (Wirbelkanal-Verengung)

Die Spinalkanalstenose ist eine relative oder absolute Einengung des Spinalkanales. Sie tritt infolge degenerativer Veränderungen am häufigsten in der Lendenwirbelsäule sowie in der Halswirbelsäule auf. Bei der Entstehung einer Spinalkanalstenose kommt es aufgrund degenerativer Veränderungen der Wirbelsäule zu knöchernen Anbauten an den Wirbelkörpern und kleinen Winkel-Gelenken. Es werden Veränderungen an den Bändern (Hyperthropie), Vorwölbungen der Bandscheiben (Protrusionen) sowie Verschiebungen der Wirbel gegeneinander bei Instabilität des Bandscheiben-Faches beobachtet. 

Ein typisches Symptom einer Spinalkanalstenose im Bereich der Lendenwirbelsäule ist die Schaufensterkrankheit. Dabei kommt es zu einer Verminderung der Gehstrecke. Patient*innen müssen aufgrund der in die Beine ausstrahlenden Schmerzen nach einer zunehmend kürzeren Gehstrecke stehenbleiben. Beim nach vorne Beugen, oder beim Fahrrad wird häufig eine Linderung verspürt. Sollte das Bandscheiben-Fach instabil geworden sein, berichten die Patient*innen vom Gefühl des Durchbrechens an der Wirbelsäule. In hochgradigen Fällen kann es zu Sensibilitätsstörungen und Lähmungen bis hin zu Blasen-Mastdarm-Funktionsstörungen kommen. 

Neben der klinischen Untersuchung und der Anfertigung von Röntgenbildern ist das MRT das diagnostische Verfahren der Wahl. In speziellen Fällen ist eine Funktionsmyelografie notwendig. Bei dieser Untersuchung wird ein Kontrastmittel in den Spinalkanal gespritzt, anschließend werden Röntgenbilder in gebeugter und überstreckter Haltung der Wirbelsäule angefertigt. Somit können Spinalkanal-Einengungen sowie instabile Segmente erkannt und anschließend im Computertomogramm (CT) dargestellt werden. 

An erster Stelle steht die konservative Therapie mit Krankengymnastik, manuelle Therapie Physikalischer Therapie sowie eine suffiziente Schmerztherapie. Unter stationären Bedingungen bieten wir eine minimalinvasive oder Komplextherapie mit spinalkanalnahen Injektionen in den Spinalkanal an. 

Bestehen nach Ausschöpfen aller konservativen Therapie-Maßnahmen weiterhin dauerhafte Beschwerden kann an der Lendenwirbelsäule die Indikation zu einer Freilegung der eingeengten Rückenmarksabschnitte und Nervenwurzeln gestellt werden. Dies kann unter Verwendung mikroskopisch assistierter minimalinvasiver Verfahren, sog. „stabilitätshaltend“, d. h. ohne gleichzeitige Versteifung erfolgen. 

Bei einer zusätzlich bestehenden höhergradigen Instabilität im Bewegungssegment ist eine Stabilisierung des betroffenen Wirbelsäulen-Abschnitts notwendig. Im Bereich der Lendenwirbelsäule ist das Verfahren der Wahl die Stabilisierung mit einem Schrauben-Stab-System von hinten (dorsale Spondylodese) sowie das Ausräumen des Bandscheiben-Faches und Einbringen von knochengefüllten Platzhaltern dorsal (PLIF), transforaminal (TLIF) oder seitlich (XLIF) in Abhängigkeit der betroffenen Segment-Höhe und des körperlichen Status der oder des Patient*in. 

Im Bereich der Halswirbelsäule wird die Dekompression des Wirbelkanals meistens von vorne durchgeführt. Dabei wird die gesamte Bandscheibe zusammen mit dem hinteren Längsband entfernt. Der Zwischenwirbel-Raum wird dann entweder durch einen Platzhalter (Cage) überbrückt und stabilisiert, oder es kann eine künstliche Bandscheibe eingesetzt werden. 

Spondylolisthese (Wirbel-Gleiten)

Als Spondylolisthese (Wirbel-Gleiten) bezeichnet man eine Instabilität der Wirbelsäule (meist Lendenwirbelsäule), die unterschiedliche Ursachen haben kann. Das Krankheitsbild tritt bei zwei bis vier Prozent der Bevölkerung auf. Gehäuft tritt die Spondylolisthesis bei Leistungssportlern auf (Speerwerfer, Judokas, Kunstturner, Ringer). 

Für ein Wirbel-Gleiten sind im Wesentlichen zwei Gründe verantwortlich: 
  1. Spondylolyse mit Entwicklung einer Spondylolisthesis:
    Hierbei kommt es zu einer Spaltbildung zwischen Wirbelkörper und Wirbelbogen. Eine Spondylose ist bei bis zu acht Prozent der Menschen vorhanden. Nur bei zwei bis vier Prozent der Betroffenen entwickelt sich dann das Gleit-Phänomen, eine Spondylolisthesis entsteht. Betroffen sind in erster Linie jüngere Patient*innen. Am häufigsten finden wir mit ca. 60 bis 70 Prozent ein Wirbel-Gleiten im Segment L5/S1, das Segment L4/5 ist mit ca. 20 bis 30 Prozent betroffen.
  2. Erworbene Spondylolisthesis:
    Bei älteren Patient*innen kommt es durch Verschleiß an den Bandscheiben zu einer vermehrten Segement-Beweglichkeit. Der Halte-Apparat in einem Bandscheiben-Segment kann die Last bei Beugung und Streckung nicht mehr halten. Hieraus entsteht dann eine zunehmende schmerzhafte Instabilität, welche wir als „degenerative“ Spondylolisthesis bezeichnen. 

Primär sollte immer mit einer ausführlichen konservativen Therapie begonnen werden. Das Hauptaugenmerk richtet sich auf eine Stabilisierung der Rumpf-Muskulatur. Hier kommen spezielle Übungsprogramme (Rückenschule und entlordosierende Übungen) in Verbindung mit einer medikamentösen Schmerztherapie infrage. Durch lokale Injektionen an die betroffenen Facetten-Gelenke in Kombination mit Nervenwurzel-Infiltrationen kann häufig eine deutliche Schmerzlinderung erreicht werden. Eine dauerhafte Korsett-Therapie wird heutzutage nicht mehr empfohlen, da sich hierunter die wichtige Rumpf-Muskulatur zurückbilden und damit das Wirbel-Gleiten verstärkt werden kann. 

Sollte trotz intensiver konservativer Therapie ein ausgeprägter Leidensdruck mit teilweise neurologischen Ausfallerscheinungen und Instabilitätsgefühl vorhanden sein, kann die Indikation zu einer Stabilisierung gestellt werden. Hierbei kommen Verfahren zur Anwendung, die das instabile Wirbelköper-Segment mit einem Schrauben-/Stab-System kombiniert mit einem interkorporellen Platzhalter versteifen (360 Grad Fusion). Unterschieden werden Operationen von hinten (PLIF), von der Seite (TLIF, XLIF) oder von vorne (ALIF). 

Spondylodiszitis (Infektionen/Entzündungen)

Als Spondylodiszitis wird die Entzündung im Bereich der Wirbelkörper-Endplatten mit Übergreifen auf die Bandscheibe bezeichnet. Die Spondylitis ist eine Entzündung im Wirbelkörper. Häufig gehen der Spondylodiszitis/Spondylitis bakterielle Infekte voraus (Erkrankungen des Bauchraumes, chronische Kiefer-Abszesse usw.). Als begünstigende Faktoren gelten Diabetes mellitus, Autoimmunerkrankungen wie Rheumatoidarthritis, eine geschwächte Abwehr-Lage bei schwerer Grund-Erkrankung, aber auch Alkoholmissbrauch.  

Insgesamt sind infektiöse Erkrankungen an der Wirbelsäule sehr selten. Innerhalb Europas treten im Jahr etwa fünf bis 22 Neuerkrankungen (Inzidenz) pro einer Million Menschen auf. Der Anteil der Spondylitis/Spondylodiszitis an allen infektiösen Erkrankungen der Knochen und Wirbelsäule beträgt ca. zwei bis vier Prozent. Häufigster Erreger ist der Staphylococcus aureus, danach kommen Streptokokken und zunehmend häufiger auch Enterokokken. 

Die Patient*innen klagen über dumpfe, meist nächtliche Rückenschmerzen, Fieber, Gewichtsabnahme und ein allgemeines Schwächegefühl mit Leistungsabfall. Bei einer Abszess-Ausbreitung im Wirbelkanal können auch neurologische Symptome mit Gefühl-Störungen und Lähmungen auftreten. Ein Problem der Spondylitis/Spondylodiszitis ist, dass die Diagnose-Stellung sehr komplex ist, sodass die Erkrankung oft zu spät erkannt und behandelt wird. In der Frühphase ist im Röntgenbild meist wenig zu erkennen. In der Labor-Diagnostik zeigt sich häufig ein unspezifisch erhöhter CRP-Wert. Der Goldstandard zur Diagnose-Sicherung einer Spondylodiszitis ist das Magnetresonanztomogramm (MRT). Hier kann die Ausdehnung der Entzündung im Knochen und im Weichteil-Gewebe gut beurteilt werden. Neben der Ruhigstellung der Wirbelsäule steht die antibiotische Behandlung als konservative Therapie-Option im Vordergrund. Ein Erreger-Nachweis sollte unbedingt angestrebt werden, um eine zielgerichtete Antibiotika-Therapie zu ermöglichen. Der Keim-Nachweis gelingt häufig durch eine Blut-Kultur oder durch eine Knochen-Biopsie des infizierten Wirbelkörpers. Bei der konservativen Therapie erfolgt über mehrere Wochen eine Antibiotika-Therapie, bis klinisch und laborchemisch die Entzündung ausgeheilt ist. 

Eine OP-Indikation ergibt sich bei höhergradiger Destruktion mit segmetaler Instabilität sowie bei Entwicklung von neurologischen Ausfallerscheinungen. Hier erfolgt die operative Stabilisierung mit Ausräumung von Abszessen im Spinalkanal. Dabei werden teilweise auch die befallenen Wirbelkörper durch entsprechende Implantate in Kombination mit einer Stabilisierung über ein Schrauben-Stab-System ersetzt. Nach der Operation muss die Antibiose über mehrere Wochen fortgesetzt werden und durch regelmäßige Laborkontrollen überwacht werden. 

Rheumatische Erkrankungen an der Wirbelsäule

Die rheumatoide Arthritis ist eine Autoimmunerkrankung, bei der es zu entzündlichen Reaktionen des Körpers gegen eigenes Gewebe kommt. Häufig sind Gelenke und ihre Schleimhäute, Bänder und Kapseln davon betroffen. Dieser Entzündungsprozess führt zur Zerstörung von Gelenken, eine Instabilität ist die Folge. 

Neben den Finger-, Knie- und anderen Gelenken ist häufig die obere Halswirbelsäule betroffen. Dabei kommt es meist zu einer Instabilität zwischen den Kopf-Gelenken und der oberen Halswirbelsäule bzw. zwischen den 1. und 2. Halswirbel. Häufig zeigen sich Symptome seltener und später, als beim Befall der Extremitäten-Gelenke. Hinterhaupt-/Nacken-Schmerz wird häufig als erste Beschwerde angegeben. Dies verstärkt sich später als chronischer Schmerz bei Drehung des Kopfes. Vegetative Symptome wie Übelkeit und Erbrechen mit Schwindel gehen den Zeichen einer Rückenmarksschädigung in Form von Gang- und Gefühlsstörungen an Händen und Füßen oft um viele Jahre voraus. Erst bei höhergradiger Einengung des Spinalkanals sehen wir Funktionseinschränkungen bis hin zu Lähmungen. 

Röntgenaufnahmen der Halswirbelsäule in zwei Ebenen sind anfänglich hilfreich. Hier können häufig erhebliche Veränderungen oder Asymmetrien am zweiten Halswirbel-Körper sowie an den Gelenkflächen festgestellt werden. Eine Instabilität zwischen dem ersten und zweiten Halswirbel-Körper kann sehr häufig in den konventionellen seitlichen Aufnahmen übersehen werden. Seitliche Funktionsaufnahmen in Beugung und Streckung sind geeignet, das Ausmaß der Instabilität im Wachzustand zu erfassen. 

Mittel der Wahl bei der Abklärung der rheumatischen Veränderung der Halswirbelsäule ist das MRT. Hier können Kompressionen und Schädigungen des Rückenmarks am besten dargestellt und beurteilt werden. 

Die Indikation zur operativen Versorgung ist gegeben bei Schmerzen und Funktionseinschränkungen, bei radiologisch gesicherter Instabilität sowie bestehenden neurologischen Defiziten. Es gibt eine Vielzahl operativer Verfahren, um Instabilität und Kompressionen im Bereich der Halswirbelsäule zu beheben. Die Operation wird je nach Indikation ventral (von vorne) oder dorsal (vom Rücken aus) durchgeführt. 

Folgende Verfahren kommen zur Anwendung:
  • Dorsale Fusion von C1 und C2 in Harms-Technik:
    Wirbel werden mittels Schrauben und Fixierungen verblockt und durch Einlagern von Knochen-Material und Implantaten versteift.  
  • Ventrale Korpektomie mit vorderer und hinterer Instrumentation:
    Vom Hals aus werden zerstörte Wirbelkörper oder Wirbel-Teile entfernt und so eine Druckentlastung erreicht. Das instabile Segement der Wirbelsäule wird mit Schrauben und Fixierungen stabilisiert. 
  • Dorsale Dekompression mit dorsaler Instrumentation und Fusion:
    Vom Nacken aus werden instabile Segmente der Halswirbelsäule mit Schrauben (Margerl) versehen und zusätzlich mit Becken-Knochen fixiert (Gallie). 

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